11. Aktuelles

Hier nehmen wir Stellung zu aktuellen Themen, die auf irgendeine Art und Weise unser Beratungsgebiet "Hilfe für Männer und ihre Probleme mit Beziehung, Partnerschaft, Trennung und Scheidung" berühren.

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August 2025
KI als Lösung für Probleme mit Trennung/Scheidung?


KI steht für "künstliche Intelligenz". Bildungsferne und andere, die der deutschen Sprache nicht (mehr) so ganz mächtig sind, nennen es auch gerne "AI, artificial intelligence". Es verspricht die Lösung aller Probleme, ohne eigene Mühe, kostenlos, alles ganz einfach. Das bietet sich doch geradezu als Lösung an, wenn man mit einer Trennung oder Scheidung konfrontiert ist.

Das Schlagwort "KI" wird zwar seit locker 30 Jahren als Allheilmittel in zahlreichen Vorträgen und Veröffentlichungen gepriesen, kommt aber erst jetzt so richtig in Fahrt. Die sog. "KI" wird überall als DAS Wundermittel ausgepackt; die Lösung, die einem das ganze Leben erleichtert. Sie nimmt einem das selbständige Denken ab, weiß scheinbar Antworten auf die schwierigsten Fragen dieser Welt und gestattet uns, das eigene Gehirn quasi an der Garderobe abzugeben! Das tun dann offenbar auch ganz viele Leute, denn es macht alles so wunderbar einfach. Da liegt es doch nahe, daß man sich der künstlichen Intelligenz auch in Gerichtsverfahren, besonders bei Trennungen und Scheidungen vor dem Familiengericht bedient. Familiengerichtsverfahren sind bekanntlich langwierig und teuer. Wozu das alles, wenn es doch sicher auch einfach und kostenlos geht?

Gerade für Rechtsanwälte, bes. Familienanwälte, deren Ausbildungsschwerpunkt in der Regel im Auswendiglernen von Paragraphen bestanden hat, eröffnen sich plötzlich wunderbare Möglichkeiten: Den Müll, den man über den Scheidungswilligen vor Gericht ergießt, braucht man sich nun nicht mehr selbst aus den Fingern zu saugen, sondern man gibt ein paar Stichworte bei "ChatGPT" & Co. ein, und schon wird ein mindestens ähnlich dummes Paragraphengefasel automatisch erzeugt. Der Aufwand wird verringert, die Rechnung an den Mandanten kann gleich bleiben. So funktioniert Gewinnmaximierung!

Auf jede noch so dumme Frage gibt die KI eine scheinbar schlaue Antwort, überhäuft einen mit Paragraphenmüll und läßt den dämlichsten Juristen als Schlaubi da stehen.
Besonders Clevere sagen sich da: Wozu brauche ich einen Anwalt, wenn ich das auch selbst bei "ChatGPT" eingeben kann?
Wer sich einmal den Spaß gemacht hat, "ChatGPT" & Co. mit realen juristischen Fällen aus der Vergangenheit zu füttern (wo man also den Ausgang in der Praxis schon kennt), wird erschrecken, wie weit die Theorie von der Wirklichkeit entfernt ist.
Lösungen für Probleme im Umfeld Trennung und Scheidung folgen in der Realität selten einer mathematischen Logik, wie man sie aus den Feldern der Natur- und Ingenieurwissenschaften kennt. Hat man drei unbekannte Größen, braucht die Mathematik drei Gleichungen, damit das Problem eindeutig lösbar ist. Bei den Geisteswissenschaften (wozu wir hier nun einmal einen Trennungs- oder Scheidungsfall rechnen wollen) sind die "Nebenbedingungen" (also Unbekannten) oftmals überhaupt nicht klar, sondern kommen erst in langwierigen Gesprächen und intensiver Kleinarbeit an die Oberfläche.

Genau hier ist es, wo die künstliche Intelligenz krachend versagt! Die Probleme sind nicht aussagekräftig genug formuliert. Es ist eben einfach, eine offensichtliche Frage in eine "Blackbox" zu kippen. Man freut sich über ein schnelles Ergebnis, nur um einige Zeit später festzustellen, daß man eigentlich etwas ganz anderes gebraucht hätte. War das nun hilfreich? Nein, selbstverständlich nicht, denn für ein schlechtes Ergebnis, das das Problem nicht löst, hat man auch noch Zeit, Nerven und Energie verschleudert. Da ist es ein ziemlich schwacher Trost, wenn man sich sagen kann, daß es ja nichts gekostet hat!

Wirklich gute Lösungen brauchen:
- eine klare Analyse des Istzustands,
- eine geordnete Vorstellung über den Sollzustand,
- eine intensive Definition der Nebenbedingungen,
- eine klare Gegenüberstellung möglicher Szenarien,
- die Auswahl einer präferierten Vorgehensweise,
- kreative Lösungswege, die vorher noch keiner probiert hat
- und die rechtzeitige Einsicht, wann man einen Lösungsweg wechseln muß.
Das klingt alles so einfach und einleuchtend - und doch folgt diesem Weg kaum einer!
Warum ist das so? Weil man in einer Trennungssituation von so vielen Ereignissen, Emotionen und Gedanken geflutet wird, daß man selten zu klaren und zielführenden Entscheidungen findet. Zumindest ist die spontane Trefferquote erschreckend niedrig.

Dies ist der Grund, weshalb die beste "KI" nichts nützt, wenn die natürliche Intelligenz in einen Ausnahmezustand versetzt wird. Eine Trennungssituation ist definitiv ein solcher Ausnahmezustand!
Frau weg, Kind(er) weg, Vermögen weg - und dann soll man noch klar denken können!?
Wie soll man obendrein zu einer guten Lösung für ALLE kommen, wenn Frauen in Trennungssituationen selten mit Intelligenz und Logik gesegnet sind?
Gute Freunde oder Bekannte mit Scheidungserfahrung können eine wertvolle Hilfe sein. Aber auch die schöpfen wieder nur aus ihrem eigenen, meist begrenzten Erfahrungsschatz. Immerhin taugen sie für einen seelischen Beistand besser als eine "künstliche Intelligenz".
Die "KI" ist als Trostspender im Familienstreit eher so nutzlos wie ein Gesetzbuch über Familienrecht im Bücherregal.

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